Der neue HSV und Fridas Jugendwahn                                                                            8 / 2011

Von Fredo Frischer

Über das, was mich gerade bewegen tut, soll ich schreiben. Die Zeitungen sind es, die mich bewegen, weil ich die morgens früh in die Häuser austrage. Auch meine Frida setzt mich in Trab, den Müll rauszuschleppen. Doch am meisten tut mich die Bundesliga im Fernsehen bewegen. Jeden Samstag gerate ich außer Atem auf dem Weg nach Hause, um meinen HSV zu gucken.

Und was muss ich dann erleben? Ein Sauspiel! Und das nächste? Wieder schlecht! Und so geht es weiter. Die Mannschaft ist jung, wird behauptet, sie soll Zeit gebrauchen, um erwachsen zu werden. Dann würde sie dampfen und fummeln und siegen. Das kann man überall egalitätsmäßig lesen, welche Zeitung man auch will. Immer sagt der Journalistenschreiber, die HSV-Elf ist eben noch zu jung. Und da das auch die Moderatoren im Fernsehen sagen tun, tut Frida das auch beglaubigen.

Gerade meine Frida, mit der ich früher immer am Samstag zum HSV-Spiel gefahren bin in den Volkspark, ein schöner Wald, der um das Stadion herum gebaut worden ist. Dort haben Frida und ich große Freude gehabt beim Wettenmachen gegeneinander: Wie viele Minuten dauert es, bis das Stadion und der Volkspark erbeben tut im Torschrei für unsere Mannschaft.

Manchmal tut man sich auch irren, wenn man das Spiel nicht sehen kann, sondern im Wald steht und nur hören kann, weil das Geld nicht für eine Eintrittskarte reichen will. Aber wenn man ein Spiel nur hören tut ohne einen Schwatzmoderator, dann tut mich persönlich das schon sehr erfrischen. Da habe ich für Frida den Moderator getan. Und endlich hat sie mal mir geglaubt. Und nicht so einem Gehackten und Gelackten aus dem Fernsehen

Heutzutage müssen wir leider nicht nur die Eintrittskarte, sondern sogar auch die Fahrkartenbillettes für den Volkspark sparen. Seitdem habe ich wieder öfter viel Stress mit Frida. Weil sie immer wieder den Moderatoren glaubt. Wenn die sagen, die Mannschaft ist zu jung, dann sagt sie: Die Mannschaft ist zu jung. Ich sage: Die Mannschaft ist schlecht, weil die Spieler nicht gut genug sind. Sie antwortet wie die Moderatorenreporter in der Zeitung: Die Mannschaft braucht Zeit. Ich sage: Du kannst einem Zwerg noch so viel Zeit geben, um auf einem Stuhl über die Mauer zu gucken, da wird nie was draus. Doch tut sie das einfach nicht begreifen. Ich sage: Du, Frida, das Bevorzugen von so vielen jungen Leuten ist außerdem eine echte Altersdiskriminiesierung.

Da behauptet sie dreist zu mir: Du bist ein alter Spinner. Noch dreister: Du wärst auch ohne dein Alter ein alter Spinner. Und deswegen tut dein Wort über den HSV nichts zur Sache.

Ich widerlege sie und beweise ich ihr, dass der Heynckes ein echt noch älterer Sack gewesen ist als ich, als er mit Bayern München Erfolg gehabt hat. Und du, entgegnet sie mir da frech, du, du bist ja auch ein alter Sack, aber nicht erfolgreich wie ein Herr Heynckes, sonst würdest du keine Zeitungen verteilen morgens, sondern einen ordentlichen Arbeitsplatz nach Hause bringen. Dann hätten wir auch wieder Geld in der Tasche für ein Fahrkartenbillette. Da hat sie mich sprachlos und wütend gemacht, dass ich ihr mit der Verweigerung des Frühstücks habe drohen müssen. Dann habe ich auf Magath verwiesen, der auch schon älter ist als ich, und der Deutscher Meister geworden ist. Da hat Frida nur noch gelacht. Ja, weil er in Wolfsburg junge Spieler dirigiert und nicht den alten Uwe Seeler oder Franz Beckenbauer.

Weil sie mir immer wieder frech ins Gesicht gesagt hat, dass dieser neue junge HSV einfach nur noch etwas Zeit gebrauchen würde, habe ich in einem heimlichen Augenblick die Hauptsicherung herausgeschraubt. Jetzt tut sie im Dunklen sitzen ohne Fußball und ohne ihre heiß geliebten Moderatoren und schreit und droht, dass ich den Fernseher und den Strom reparieren soll. Geh doch runter zu Frau Jansen in die zweite Etage, habe ich ihr gesagt, und frag doch ihren dreijährigen Sohn. Und wenn der junge Molch den Strom nicht wieder zum Laufen bringen kann, dann braucht sie ihm doch einfach nur noch ein bisschen Zeit geben wie dem HSV.
Ich habe Frida zwar nicht sehen gekonnt in der Dunkelheit, aber ich konnte sie extrem nachdenklich schnaufen hören. Ich aber, ich habe kaum noch zu atmen gewagt.

c / Aboreas

Fredo kommentiert das Leben und die Welt.

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Rüdiger Aboreas