Ein Buch, mehr als ein Roman


Der Hamburger Autor Claus Günther hat eine Art Abrech-nung vorgelegt: Ein Buch über sich und sein persön-liches Umfeld beim Aufstieg und Fall des deutschen Fa-schismus. Ein umfangreiches Buch, ein konsequentes, ein akribisches Buch. Keine Abrechnung wie fürs Finanzamt, beschränkt auf Zahlen mit sachbezogenen Hintergründen. Hier geht es ums Ganze, ums Hinein-wachsen in Lebensverhält-nisse, die als selbstverständ-liches Miteinander daherka-men, in denen sich ein Kind einrichtet wie in die Abläufe eines Fußballspiels. Und alle hatten mitgemacht - was konnte daran Schlechtes sein?

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Eine Dame, die für den Unterschied steht


Vor eininiger Zeit habe ich eine Kritik über Volker Maaßens Gedichtband Bitterleichte Lyrik verfasst. Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Klar, dass ich seine An-thologie  QUERSCHLÄGER  mit großen Erwartungen in die Hand genommen habe. Und ich bin nicht enttäuscht worden.


Ins Auge fiel zunächst die Rücksei-te. Da gibt es eine Ansprache: „Achtung, ‚Krimi-Liebhaber‘!“ Dann wird dem alltäglichen Krimi-Einerlei eine Abfuhr erteilt. Stattdessen werden „fesselnde und überra-schende Kurzgeschichten außer-halb des Mainstreams“ verspro-chen. „Mainstream“, ein gewagtes, deutungsbedürftiges Wort heutzu-tage. Ein reiner Werbetext? Ja, ein Werbetext, durchaus, aber einer, der zutrifft.


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Bildende Kunst als ideologisches Vehikel


Mit „Kunst für alle - Hitlers ästhetische Diktatur“ liegt ein Buch vor, das enorm hilfreich ist für all jene, die sich mit der Rolle der Kunst und der Künstler im Nationalsozialismus auseinandersetzen wollen. Die Autorin, die so gut wie niemanden auslässt, folgt den Lebenswegen der Künstler durch den Faschismus, entlässt sie in die Emigration oder beschreibt die sozialen und lebensbedrohenden Folgen von Widerspruch und Widerstand.


Der Leser bekommt eine Vorstellung vom faschistischen Kunstbetrieb allein schon durch die akribische Darstellung zahlloser Sachverhalte und Abläufe in der Zeit. Dabei führt die Autorin den Leser in den öffentlichen Raum, in Gemeinschaftseinrichtungen wie Bahnhöfe oder andere kollektiv genutzte Einrichtungen, in die Sozialräume von Behörden und Unternehmen. Vor allem werden mit vielen Beispielen immer wieder die staatlich organisierten Kunstausstellungen angesprochen, selbstverständlich auch solche, auf denen die sogenannte „entartete Kunst“  zu bestaunen gewesen ist -  Wanderausstellungen zumeist, die übrigens von der Bevölkerung gern besucht worden sind. Selbst das Militär hat sich mit Inspirierendem am Bau oder in den Aufenthaltsräumen der Kasernen geschmückt. Stets ist es den Kunstfunktionären um die „Ästhetisierung“ des Alltags mit all seinen Facetten gegangen, was letztendlich dem System hat dienen sollen, vor allem der ideologischen Ausrichtung der Bevölkerung. Die Autorin zeichnet ein detailliertes Bild von dem, was gewesen ist. Überdies schaut sie voraus und fragt nach.


Es erübrigt sich, hier auf die weitläufigen, ebenso detaillierten Beschreibungen des nationalsozialistischen Kunstbetriebs einzugehen. Nur auf eines möchte ich an dieser Stelle hinweisen: Es hat mich schon überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit eine selbstbewusst auftretende Kriegskunst zum kulturellen Leben gehört hat. Eine Ästhetisierung des Grauens oder einfach nur eine Art von kunstgelenkter Wirklichkeitsverzerrung, um das Grauen abzudämpfen. Bleibt anmerken, dass ich darüber hinaus viel gelernt habe.


Man muss Frau Dr. Karin Hartewig dankbar sein für die außergewöhnliche Intensität, mit der sie den Kunstbetrieb durchpflügt hat und immer wieder Unbekanntes und Unerwartetes hervorbringt in dem Buch. Eine Arbeit, die sich auch im Auflisten von über 500 Personen spiegelt, die mit dem nationalsozialistischen Kunstbetrieb zu tun gehabt haben. Der historisch Interessierte kann zudem auf 15 Seiten Literaturhinweise und auf über 40 Seiten Anmerkungen zugreifen, wodurch eine zielgerichtete Suche garantiert sein dürfte. Insgesamt eine verdammt gute Basis für alle Interessierten, die sich mit der Materie auseinandersetzen möchten.

Es ist mehr als nur ein interessantes Buch. In den Bann gezogen hat mich zunächst seine feine, verhaltene Intensität. Dabei ist mir ziemlich rasch klar geworden, dass es ein ganz persönliches Buch der Autorin ist. Immer wieder scheint es, als verschwimme die Grenze zwischen ihr und ihrem erzählenden Ich. Die Kürze der Geschichten, die klare, unverstellte, aber auch bildkräftige und oft Detail-verliebte Sprache tun ein Übriges.


Klar umrissen sehe ich die Handlung, die Komposition der Bilder, das Erleben der Protagonisten. Oder die Beschreibung der Umgebung, einer vertrauten Landschaft; kunstvoll hingetupft, dennoch eindringlich, mitnehmend. Die Kürze der Texte, die als Erinnerungs-/Beobachtungssequenzen daherkommen, lassen keinen Raum für aufgeputzte Nebenschauplätze. Ohne Ablenkung fällt es dem Leser leicht, sich in den Geschichten wiederzufinden, wenn auch in übertragenem Sinn. So mag er am Ende selbst das Erlebnis haben, von seinen, ihm eigenen „Leinenlumpen“ umfangen zu sein.


Auffällig klingt die Gesamtheit der Namen der Protagonisten, die tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen ein- bis zweisilbig daherkommen. Wenn nicht sogar ganz auf eine Nennung verzichtet wird. Ein Riehemannscher Minimalismus, eine Form der Reduktion auf das Wesentliche?


Ein Phänomen: Der Rezipient sitzt im Garten und liest und liest und die aufziehende Abendkühle drängt ihn zurück ins Haus. Doch die Geschichte auf Seite irgendwo ist noch nicht zu Ende und schon folgt die nächste und noch eine. Ach, man möchte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen. Doch ein heftiges Niesen schlägt Alarm. Dann freut man sich eben auf den nächsten Abend im Garten. Will damit sagen: Habe ich verdammt gern gelesen, das Buch.

Mal wieder einen Liebesroman gelesen. Habe gedacht, einen irgendwie ganz „gewöhnlichen“ in die Hände bekommen zu haben. So einen der Sorte: Kriegt er sie, kriegt sie ihn, Zweifel hier, Zweifel da, Herze-leid und Herzenslust, Missgunst, Trubel - und am En-de sind alle glücklich; die Guten jedenfalls. Immer mal wieder schööön, so viel Menschliches.


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Weisheit und gute Unterhaltung


Die Sammlung Horn setzt sich aus Parabeln, Erzählungen und Erinnerungen zusammen.

Eine unterhaltsame, interessante und damit anregende Auswahl von Texten. Eine Anthologie als Querschnitt einer langjährigen, um nicht zu sagen lebenslangen Auseinandersetzung mit einer Welt, die für einen philosophisch inspirierten Menschen schon vor 50 Jahren so vielschichtig gewesen ist wie heute sowieso – im schönen Harz und anderswo.


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